Der Tarot ist wahrlich eine Philosophie-Maschine [...] (Eliphas Levi)
DER TAROT ---------
Das Alter des Tarot ist ungewiss und die Vermutungen ueber seine Entstehungszeit erstrecken sich von den Aegyptern ueber die Templern bis zu den Zigeuner des 16. Jahrhunderts. Im Mittelalter wohl ueberwiegend zu Wahrsagekuensten gebraucht, wurde der Tarot seit 1850 immer mehr zu einem unverzichtbaren Teil der magischen Schulen. Der Name TAROT wird assoziert mit den aegyptischen Woertern TAR (der Weg) und RO (koeniglich), als koeniglicher Weg und dem lateinischen ROTA (Rad), als einem rotierenden Rad der universellen Kraefte.
Ein Deck besteht aus 78 Karten, unterteilt in 4 Farben. Jede Farbe beinhaltet 10 Zahlenkarten und 4 Hofkarten (Ritter, Koenigin, Prinz, Prinzessin), die 'Kleine Arkana' genannt werden. Zusaetzlich gibt es 22 Truempfe, die keiner Farbe untergeordnet sind und Eigennamen besitzen und als 'Grosse Arkana' bezeichnet werden. Die beiden beruehmtesten Decks sind der TOTH-Tarot von A.Crowley und F.Harris mit seinen sehr beeindruckenden Bildern voll mit Symbolismen und der schlichtere Raider-Waite-Tarot mit klaren, fast naiven Bildern.
TAROT ALS LANDKARTE -------------------
Wir scheitern an uns selbst, wenn wir versuchen mit logischen Mitteln unsere Empfinden, unser Verhalten oder unser Denken zu analysieren, denn unser inneres Sein entzieht sich dieser Logik. Musik, Bilder und Traeume sind Mittel, die uns im normalen Leben helfen, uns wieder naeher zu kommen. Der TAROT arbeitet nach der Bild- und Symbolsprache und die einzelnen Karten stellen ein komplettes System aller Aspekte, Wirkungen und Ursachen dar, die unsere Welt ausmachen. Man spricht daher auch von einer Landkarte des Universums und der Seele, wobei der Bezug Universum / Seele durch die Idee ge- geben ist, dass Makrokosmos = Mikrokosmos ist und somit die hermetische Grundidee 'Wie oben, so unten' gilt (#1).
Der Tarot ist aufgrund seiner Systematik auch zur Meditation geeignet und hat eine sehr enge Beziehung zum kabbalistischen Baum des Lebens, dessen Pfaden jeweils einer der Truempfe zugeordnet ist (Pfadmeditation, Baum des Lebens).
DIE VIER SAETZE --------------- Staebe, Schwerter, Kelche und Scheiben bilden jeweils einen Satz aus As, 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 und bestehen damit aus 10 Karten. Die Saetze werden den vier Elementen zugeordnet, wobei Staebe=Feuer, Schwerter=Luft, Kelche=Wasser und Scheiben=Erde ist. Entsprechend ist die Grundnatur der Karten eines Satzes feurig (anhaltend kraeftig, aggressiv, vorwaertstreibend, zielstrebig), luftig (schnell, wenig ausdauernd, wechselhaft, ueberraschend), waesserig (sensibel, passiv, empfangend) oder erdig (materiell ausgerichtet, bestaendig, verstandesmaessig). Die As jedes Satzes verkoerpert die urspruengliche Kraft und Eigenart eines Elementes, wird daher auch als 'die Wurzel eines Satzes' bezeichnet und wird am Baum des Lebens KETHER zugeordnet. In den Zahlenkarten 2-10 zeigt sich das Element im Bezug zur jeweiligen Sephira am Baum des Lebens.
DIE HOFKARTEN ------------- Jeder Satz besitzt 4 Hofkarten, die im TOTH-Tarot als Ritter, Koenigin, Prinz und Prinzessin benannt werden. Sie korrelieren mit dem Gottesnamen JHVH und damit wiederum mit den vier Elementen. Der Ritter entspricht YOD (Feuer/Vater), die Koenigin entspricht He (Wasser/Mutter), der Prinz Vau (Luft/Sohn) und die Prinzessin dem Schluss-He (Erde/Tochter). Eine der schoensten und aufschlussreichsten Erklaerungen gibt A. Crowley in 'Ein Essay ueber Zahlen' in LIBER 777 (ISBN 3-89423-006-1).
DIE TRUEMPFE ------------ Die 22 Truempfe (grosse Arkana) bilden ein System der grundlegenden Kraefte und stehen in diesem Sinne in Beziehung zu den 22 Buchstaben des hebraeischen Alphabets und ebenso zu den 22 Pfaden am Baum des Lebens. Damit ermoeglichen die Truempfe die Darstellung des kompletten Universums innerhalb des TAROTs.
DAS SPIEL ---------
Die Erklaerung, warum der Tarot als Divinationsmethode funktioniert, variiert je nach Standpunkt, wobei drei fundamental unterschiedliche Betrachtungsweisen angenommen werden koennen:
1) Die Wahl der Karten wird durch unser Unbewusstsein gelenkt oder erfolgt ueber einen uebersinnlichen Automatismus. 2) Die Wahl der Karten wird durch akausale Synchronizitaet (#2) beeinflusst. 3) Die Wahl der Karten ist zufaellig und die Deutung unterliegt dem sensibleren Unbewussten und seinen Faehigkeiten.
Fuer erfolgreiche Spiele ist es nicht relevant, welchen Standpunkt man einnimmt. Die Betrachtungsweisen 1) und 2) setzen eine genaue Definition der einzelnen Karten vorraus, waehrend bei 3) rein intuitiv gedeutet werden kann und diese Methode nur dem geuebten oder sehr begabten 'Spieler' zu empfehlen ist. Es soll daher ab jetzt nur Moeglich- keit 1) und 2) vorrausgesetzt werden.
Der Umgang mit dem Deck Je oefter ein Deck benutzt wird, desto intensiver wird die Beziehung zwischen Spieler und Deck. Zur Aufbewahrung kann man die Karten in ein kostbares Tuch wickeln und sie an einem besonderen Ort verwahren, denn auch das gehoert zum Spiel. In der Regel gibt man sein Deck nicht aus der Hand, verleiht es oder borgt sich ein fremdes Deck aus.
Die Vorbereitung
Ein erfolgreiches Spiel setzt die richtige 'Stimmung' des Spielers vorraus. Entspannung ist eine wichtige Vorraussetzung und je nach Bedarf kann man zuvor fuer einige Minuten meditieren, um sich mental vorzubereiten oder man atmet einfach mehrmals tief durch, entspannt seine Schultern und den Nacken, indem man die Schultern fuer eininge Sekunden hochzieht und dann fallen laesst und die Arme bewusst schwer macht (Querverweis Entspannungstechniken, Autogenes Training). Eine oder mehrere Kerzen, eine seidene Unterlage, loeschen des elektrischen Lichts, aetherische Oele, etc. koennen Mittel sein, die die Einstimmung erleichtern. Sie sind jedoch nicht unbedingt notwendig und die individuellen Vorlieben koennen sehr unterschiedlich sein, so dass man selbst experimentieren muss, um die optimalen Vorraussetzungen zu finden.
Die Frage Prinzipiell lassen sich alle Fragen stellen, seien es konkrete Situationen, anstehende Entscheidungen, Fragen ueber Personen oder vergangene und zukuenftige Entwicklungen. Entscheidend ist die Bereitschaft des Fragers, die Hinweise des Tarots erkennen zu wollen. Antworten, die man nicht hoeren/sehen will, wird man auch niemals erkennen und falsch interpretieren. Deshalb sollte jede Frage darauf ueberprueft werden, ob man bereit ist, _jede_ Antwort anzunehmen. Die Fragen sollten so praezise und eindeutig wie moeglich ausformuliert werden, denn das erleichtert die Deutung ungemein.
Das Legesystem Zunaechst werden die Karten gemischt, waehrend man sich auf die Frage konzentriert. Aus dem kompletten Satz werden nun mit der linken (intuitiven) Hand und ohne weiter ueber die Frage nachzudenken je nach Legesystem unterschiedlich viele Karten gezogen. Ein Legesystem soll vorgestellt werden, weitere sind unter dem Filenamen '#F#' erhaeltlich.
Das kabbalistische Kreuz
Dieses Legesystem ist wohl das bekannteste und aelteste, das sich fuer alle Frageformen eigent. Hierzu werden aus dem verdeckten Satz 10 Karten gezogen.
Die Plaetze haben dabei folgende Bedeutungen:
1 - Das ist es (darum geht es) - Die Ausgangssituation 2 - Das kreuzt es (das kommt hinzu) - Der hinzutretende Impuls (stoerend oder foerdernd) 3 - Das kroent es (das wird erkannt) - Die bewusste Ebene (der Kopf) 4 - Darauf ruht es (das wird gespuert) - Der unbewusste Bereich (das Herz) 5 - Das war zuvor - die juengste Vergangenheit 6 - Das kommt danach - die naechste Zukunft 7 - Das ist der Frager - die Haltung, Empfindung des Fragers 8 - Dort findet es statt - die Umgebung, das Umfeld 9 - Die Hoffnungen und Aengste - des Fragers 10 - Dorthin fuehrt es - langfristige Entwicklung des Themas
DIE BEDEUTUNG DER KARTEN ------------------------
Die Beziehungen der Karten, aus denen sich ihre Bedeutung ergibt, darzustellen, wuerde den Rahmen dieses Artikels sprengen und so sollen hier lediglich Stichworte gegeben werden. Fuer den Interessierten sei 'Das Buch Thoth' von A. Crowley empfohlen (ISBN 3-008644-73-9). Je laenger man sich mit den Karten beschaeftigt, desto praeziser werden deren Bedeutungen und desto deutlich wird das zugrunde liegende System erkannt. Die nachfolgenden Erklaerungen sind daher ausserordentlich grob und die Stichworte beschreiben die Qualitaet der Karten entsprechend oberflaechlich!
Uebrigens: In der Divination ist es legitim, die Hofkarten Personen zuzuordnen, die in einem Bezug zur gestellten Frage stehen.
Die folgende Liste veranschaulicht die Beziehungen der 'kleinen Alkana' zu den Planeten und Tierkreiszeichen und gibt jeweils ein Stichwort, das jedoch zu einer Deutung _nicht_ ausreicht.
Karte Stichwort Planet Zeichen
5 Staebe Streben Saturn Loewe 6 Staebe Erfolg, Sieg Jupiter Loewe 7 Staebe Tapferkeit Mars Loewe 8 Scheiben Umsicht Sonne Jungfrau 9 Scheiben Gewinn (materiell) Venus Jungfrau 10 Scheiben Wohlstand, Reichtum Merkur Jungfrau 2 Schwerter Frieden Mond Waage 3 Schwerter Kummer Saturn Waage 4 Schwerter Waffenruhe Jupiter Waage 5 Kelche Enttaeuschung Mars Scorpion 6 Kelche Vergnuegen, Erfuellung Sonne Scorpion 7 Kelche Verderbnis Venus Scorpion 8 Staebe Schnelligkeit Merkur Schuetze 9 Staebe Staerke Mond Schuetze 10 Staebe Unterdrueckung Saturn Schuetze 2 Scheiben Wechsel Jupiter Steinboch 3 Scheiben Arbeit Mars Steinboch 4 Scheiben Macht Sonne Steinboch 5 Schwerter Niederlage Venus Wassermann 6 Schwerter Wissenschaft Merkur Wassermann 7 Schwerter Vergeblichkeit Mond Wassermann 8 Kelche Traegheit Saturn Fische 9 Kelche Freude Jupiter Fische 10 Kelche Sattheit Mars Fische 2 Staebe Herrschaft Mars Widder 3 Staebe Tugend Sonne Widder 4 Staebe Vollendung Venus Widder 5 Scheiben Quaelerei Merkur Stier 6 Scheiben Erfolg Mond Stier 7 Scheiben Fehlschlag Saturn Stier 8 Schwerter Einmischung Jupiter Zwillinge 9 Schwerter Grausamkeit Mars Zwillinge 10 Schwerter Ruin, Untergang Sonne Zwillinge 2 Kelche Liebe Venus Krebs 3 Kelche Fuelle Merkur Krebs 4 Kelche Ueppigkeit Mond Krebs
Zahl Name Pfad/verbundene Sephira Buchstabe Planet Stichworte Zeichen --------------------------------------------------------------------- 0 Der Narr 11 Kether/Chokmah aleph Luft Im spirituellen Bereich: Idee, Gedanke, Freiheit, Kreativitaet, Bereitschaft fuer Wagnisse, Unschuld Im materiellen Bereich: Dummheit, Exzentrik
1 Der Magier 12 Kether/Binah beth Merkur Weisheit, Flexibilitaet, Genialitaet, Kommunikation, Power, merkurische Qualitaeten, Spiel mit allen Moeglichkeiten
2 Die Hohepriesterin 13 Kether/Tiphereth ghimel Mond Wandlung, Unabhaengigkeit, Selbstbewusstsein, Intuition, enger Bezug zu zu den Karten DER TOD und DER MOND, vollkommen weiblich
3 Die Kaiserin 14 Chokma/Binah daleth Venus Schoenheit, Liebe, Muetterlichkeit, Verbindung von Geist und Materie, Reichtum
4 Der Kaiser 15 Chokma/Tiphereth tzaddi Widder Autoritaet, Fuehrungsqualitaet, Tatendrang, Neubeginn, schoepferische Weisheit, Sieg
5 Der Hohepriester 16 Chokma/Chesed vau Stier Lehrer, spirituelle Meisterschaft, innerer Fuehrer
6 Die Liebenden 17 Binah/Tiphereth zain Zwillinge Draengen nach Vereinigung von Gegensaetzen, Verbindung, Annaeherung, Inspiration, Bewegung
7 Der Wagen 18 Binah/Geburah cheth Krebs Sieg, Gesundheit, Triumph, Aufbruch
8 Ausgleichung 19 Chesed/Geburah teth Waage (frueher Gerechtigkeit), wurde mit 11 (Lust, Kraft) getauscht Kraft, Macht, Balance, Ausgleichung der Gegensatze
9 Der Eremit 20 Chesed/Tiphereth yod Jungfrau Weisheit durch Abstand, Zentrierung, Erkenntnis
10 Glueck 21 Chesed/Netzach kaph Jupiter Wunder, Kreativitaet, Durchbruch, Glueck
11 Lust 22 Geburah/Tiphereth lammed Loewe ( frueher Kraft auf 8 ) Leidenschaft, animalische Kraefte, Babalon
12 Der Gehaengte 23 Geburah/Hod mem Wasser Erstarrung, Zwangslage, Verlust, Zwang zur Veraenderung
13 Der Tod 24 Tiphereth/Netzach nun Skorpion Zeitalter, Transformation, Tod und Wiedergeburt, Neuwerden
14 Kunst 25 Tiphereth/Yesod sammek Schuetze Vereinigung der Kraefte, Verwirklichung in der Matrie, Integration
15 Der Teufel 26 Tiphereth/Hod ayin Steinbock Materialismus, Sinnlichkeit, Besessenheit, Sexualitaet, Wille
16 Der Turm 27 Netzach/Hod pe Mars Auseinandersetzung, Krieg, Rache, Zerstoerung des Alten, Selbsterkenntnis
17 Der Stern 28 Netzach/Yesod he Wassermann Hoffnung, Selbstvertrauen, Wahrheit, Vision, Hilfe
18 Der Mond 29 Netzach/Malkuth qoph Fische Illusionen, Irrwege, Mitternacht, letzte Pruefung, Luege, Fehler
19 Die Sonne 30 Hod/Yesod raysh Sonne kreative Energie, Bewusstheit, Herrlichkeit, Spirituelitaet
20 Das Aeon 31 Hod/Malkuth shin Feuer Entscheidung, Urteilsfaehigkeit, Selbstpruefung, die grosse wendung
21 Das Universum 32 Yesod/Malkuth tau Saturn Vollendung, die Welt/Materie, das Reich, das Ende
Tips ----
Sehr hilfreich ist es, sich jeden Tag eine Karte zu ziehen und deren Bedeutung anhand von Ereignissen waehrend dieses Tages zu analysieren.
Als Uebung koennen auch Sitationen, Stimmungen und sogar Tagesereignisse aus jedem gesellschaftlichen Bereich mit den Karten nachgelegt werden.
Was noch anzumerken ist -----------------------
TAROT ist weit mehr als eine Divinationsmethode. Er vermag uns Einsichten in uns und uns umgebende Dinge zu vermitteln, zu deren Erkenntnis wir von uns aus kaum oder nur selten gelangen wuerden. Eliphas Levi schreibt, dass selbst ein Gefangener, der nichts als einen TAROT besitzt, damit die Moeglichkeit haette, ein Kenner seiner selbst, der Welt und der Goetter zu werden. Dieser Einschaetzung moechte ich mich anschliessen und jedem Spieler viel Spass und neue Erkenntnis wuenschen.
|
|